«Wer ist nun der treue und kluge Verwalter?» (Lukas 12,42)
Wer sich als Verwalter der uns von Gott anvertrauten Schöpfung versteht, wird diese nicht eigennützig ausbeuten, sondern bewahren und pflegen. Selbst ein Raubbau am eigenen Körper ist kein Thema, denn wir ehren unseren Schöpfer mit einer gesunden Work-Life-Balance (Exodus 20,9-11). Gott hat uns viel anvertraut, auch individuelle körperliche und geistige Talente. Über deren Einsatz für Gottes Reich predigen und schreiben Christen häufig; doch bei den materiellen Gütern herrscht umso grössere Verlegenheit, wenn es um unseren persönlichen Beitrag geht. Aber darf ein treuer und kluger Verwalter den finanziellen Bereich zum Tabu erklären?
Kluge Finanzverwalter
Für die Umwelt erweisen sich viele Christen als gute Verwalter. Sie fahren ökologische Autos, nutzen den öffentlichen Verkehr, kochen mit Solarenergie, kaufen Lebensmittel aus biologischem Anbau und Möbel aus nachhaltiger Holzproduktion. Aber wissen sie auch, dass sie nicht Besitzer ihres Geldes, sondern nur dessen Treuhänder sind? «Die Wurzel aller Übel ist die Liebe zum Geld», warnt Paulus (1Timotheus 6,10). Bei unserem Tod werden wir bekanntlich so wenig aus der Welt mitnehmen, wie wir bei der Geburt mitgebracht haben. Umso entscheidender ist es, dass wir während unseres kurzen Lebens unsere Finanzen im Sinne Gottes klug verwalten, indem wir freigebig sind und für das Gemeinwohl sorgen. So bauen wir uns eine krisensichere Kapitalanlage für die Zukunft, die sogar unseren Tod überdauert (siehe 1Timotheus 6,17-19).
Reiches Leben durch Verzicht
Unsere Mitarbeitenden engagieren sich fürs sbt, weil ihnen die Aufgabe gefällt, sie sich im Team wohlfühlen und – ganz wichtig – sie sich von Gott in diese Arbeit berufen wissen. Ihm stellen sie ihre Zeit und ihre Talente gerne zur Verfügung. Darüber hinaus verzichten sie auf ein «normales» Gehalt. Ihr Einkommen ist nicht nur geringer als beim Schweizer Durchschnitt, sondern selbst im Vergleich mit Löhnen in freikirchlichen Gemeinden über einen Drittel niedriger. Wollen sie damit bessere Christen sein oder erhoffen sie sich eine besondere Anerkennung von Gott? Wohl kaum! Sie handeln so, weil sie sich als Verwalter der von Gott anvertrauten materiellen Güter verstehen.
Entgehen ihnen deswegen Annehmlichkeiten des Lebens? Die Antwort hängt von der Perspektive ab. Im Vergleich mit dem Club der weltweit 2158 Milliardäre, die zusammen 89’000 Milliarden US-Dollar besitzen, fühlt sich der Rest der Weltbevölkerung tatsächlich arm. Sicher, unsere Mitarbeiter fahren keine Luxuslimousinen, besitzen keine Privatjachten an der Côte d’Azur und wohnen nicht in Villen mit Swimmingpool. Im Vergleich mit mindestens 99% aller Menschen aber, die je auf diesem Planeten gelebt haben, geniessen selbst sie ein geradezu fürstliches Leben. Wenn sie dann noch mittels einer Lohnanalyseapp ihr Einkommen mit dem Durchschnittslohn in Bulgarien oder gar in Zimbawe oder Ghana vergleichen, werden sich reich fühlen und erst noch privilegiert. Wer darf schon in der Schweiz und an einem so wunderschönen Ort wie Beatenberg leben und arbeiten? Ich treffe kaum Leute, die jammern, weil sie ihre Zeit, ihre Gaben und ihr Geld für Gottes Reich investieren und deshalb auf die eine oder andere «Selbstverständlichkeit» verzichten. Dagegen kenne ich viele Menschen, die scheinbar alles besitzen, doch nie genug kriegen und schon gar nicht glücklich sind. Genügsamkeit ist ein grosser Reichtum. Diesen Reichtum wünsche ich uns allen.