«Rede, HERR, dein Diener hört» (1Samuel 3,9)
Einer meiner Freunde reiste mit seinem Auto von Basel nach Hamburg. Da sein Nachbar ebenfalls ein Treffen in Norddeutschland hatte, fuhr er mit. Doch kaum sitzt der gute Mann im Auto, redet er ununterbrochen. Detailversessen berichtet er über seine Kindheit und Jugend, seine Ausbildung, seinen ersten Job, seine Hochzeit, die Freuden und Leiden mit den Kindern, den Bau des Eigenheims, die Eheprobleme, die schmerzhafte Scheidung, seine unzähligen Krankheiten und ganz ausführlich über sein Hobby: Briefmarken sammeln. Ohne Punkt und Komma textet er meinen Freund zu und lässt ihn nicht ein einziges Mal zu Wort kommen. Spätestens bei Frankfurt drückt dieser völlig entnervt bis Hamburg aufs Gas und lässt jede Geschwindigkeitsbeschränkung ausser Acht. Er will so schnell wie möglich das Ziel erreichen und diese Qualen loswerden.
Besser zuhören oder reden?
Sich mitteilen, aber eben auch zuhören, beides gehört zur Sozialkompetenz. Normalerweise spielen wir das nicht gegeneinander aus. Lästig ist die Einseitigkeit, wenn jemand ständig nur redet, aber nie zuhört. Mein Eindruck: In dieser Gefahr stehen wir in unserer Beziehung mit Gott. In unseren persönlichen Gebeten informieren wir ihn ausführlich über die Lage der Nation. Wir klagen über Politiker, die falsch entscheiden, Wirtschaftsbosse, die sich bereichern, die Natur, die wir Menschen zerstören, unsere Freiheit, die immer mehr eingeschränkt wird, den Egoismus, der zu- und die Nächstenliebe, die abnimmt. Darüber hinaus erklären wir ihm, was er unserer Meinung nach tun oder uns geben sollte. Treffen wir uns zu Gottesdiensten, verbringen wir die meiste Zeit damit, Gott musikalisch zuzurufen, wie lobens- und staunenswert wir ihn finden.
Nichts gegen Gebet und Anbetung. Das sind wichtige und integrale Bestandteile unserer Gottesbeziehung! Aber wann hören wir ihm zu? In Predigten, die, statt Gottes Wort auszulegen, an Gott vorbei verkündigen, was unserem Geschmack entspricht und unseren selbstgewählten Lebensstil rechtfertigen?
Gott zuhören und sein Reden ernst nehmen
Jesus beschuldigte die religiösen Führer seiner Zeit, das Wort Gottes auszuhöhlen, indem sie ihre eigenen Regeln und eigene Spiritualität hinzufügten. Hören wir hingegen allein auf Gottes Wort, werden wir frei von menschengemachten Lehren und Regeln. Wir sind verpflichtet, das ernst zu nehmen, was Gott uns in der Heiligen Schrift mitteilt. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie wir vor Tod und Gericht gerettet werden, sondern um alle Lebensbereiche, die Gott anspricht. Dafür müssen wir die Bibel allerdings gut kennen. Umfragen zeigen, dass Atheisten oft bibelfester sind als manche Christen. Schande über uns! Umso mehr wünsche ich mir, dass wir Gott nicht nur vom Hörensagen durch Bücher, Filme, YouTube-Clips und seichte Predigten kennen, sondern durch das regelmässige Studium seines Worts, so dass wir wie Hiob bezeugen können: «Jetzt aber hat mein Auge dich gesehen» (Hiob 42,8). Übrigens: mit etwa 15 Minuten Lesezeit pro Tag lässt sich die Bibel einmal im Jahr lesen. Fangen Sie heute damit an und entdecken Sie die unzähligen Schätze der Weisheit Gottes!