«… die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt» (Römer 4,13)
Am 31. Oktober 2017 feierten die protestantischen Christen das 500-jährige Jubiläum von Martin Luthers Thesenveröffentlichung in der Stadt Wittenberg, womit er die damalige römisch-katholische Kirche reformieren wollte. Luther und die anderen Reformatoren sahen das Zentrum des Evangeliums in der Rechtfertigung des Sünders durch Glauben allein (lat. sola fide). Sie protestierten gegen die Meinung, Gott rechtfertige die Menschen erst dann, wenn sie ihre Sünden mit eigenen guten Werken ausgeglichen oder dafür bezahlt hätten.
Glauben als gutes Werk?
Luthers «Glauben allein» setzen heute viele Christen mit dem gleich, was wir Gott bringen, statt dem, was er gebracht hat. Glauben wäre folglich etwas, was wir für Jesus tun, und nicht ein Annehmen von dem, was Jesus für uns getan hat. Damit wird das Evangelium vernichtet, denn unser Glauben ist kein Werk, keine Leistung, keine gerechte Tat, sondern vielmehr das vertrauensvolle Empfangen der Gerechtigkeit, die Jesus für uns erworben hat. Ein schwacher Glaube hätte gemäss oben genannter Definition eine unvollkommene oder unsichere Rechtfertigung zur Folge. Wir brauchen aber keinen starken Glauben, sondern einen Glauben an einen starken Retter, denn wir werden nicht wegen unserer Glaubensstärke, sondern wegen unseres Glaubens an das vollkommene Opfer des Christus gerechtfertigt! Luther illustrierte das so: Die eine Person mag ihre Geldbörse mit einer zittrigen Hand und die andere Person mit einer kräftigen Hand halten, doch die schwache Hand vermindert so wenig den Inhalt der Geldbörse wie die starke Hand ihn vermehrt.
Der richtige Inhalt ist entscheidend
Die Autoren der Bibel unterscheiden zwischen starkem, schwachem und falschem Glauben. Schwach im Glauben zu sein, bringt nicht zu Fall, doch wer falsch glaubt, hat alles verloren. In jedem Fall muss es also richtiger Glaube sein, wenn er rechtfertigen soll. Doch die Zustimmung zur Wahrheit kann variieren. Ich muss nicht jeden Satz der Bibel verstehen, aber ich muss zumindest verstehen, wer Jesus Christus ist und was er getan hat. Wenn ich also an Christus glaube, dann muss ich auch an bestimmte Inhalte glauben, damit ich gerettet werde. So zum Beispiel, dass dieser Christus Gott ist und dass er an meiner Stelle vom Vater für mein Versagen bestraft wurde, durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat und mir ewiges Leben schenkt. Bloss liebevolle Gefühle gegenüber einem Jesus zu haben, der nur ein netter Mensch war, aber längst im Grab vermodert ist, rettet nicht. Es ist Gott allein, der uns durch seinen Sohn erlöst. Wir Menschen können und müssen dem perfekten Werk des Christus nichts hinzufügen, sondern dürfen schlicht vertrauen, dass es voll und ganz genügt. Dieses unvergleichliche Evangelium dürfen wir kennen, lehren und predigen.