Du betrachtest gerade Gottesfurcht

Gottesfurcht

«Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis» (Sprüche 1,7)

Der weise Salomo kennt das wichtigste Prinzip richtiger Erkenntnis. Sie ist nicht primär eine Frage des korrekten methodischen Vorgehens oder der intellektuellen Fähigkeit. Wahre Erkenntnis zeigt sich in der ehrfurchtsvollen Beziehung zu Gott. Dies zu wissen, ist für Dozenten und Studierende eines theologischen Seminars zentral. Ob wir nun exegetische Methoden einüben, historische Hintergründe erforschen oder griechische Sätze analysieren, alles soll uns näher zu Gott bringen.    

Folgen fehlender Gottesfurcht

Für moderne Ohren hört sich der Begriff «Gottesfurcht» so rückständig an, dass man ihn seit langem als untauglich ausgemustert hat. So suche ich zum Beispiel in einem zurzeit millionenfach verkauften christlichen Bestseller vergeblich danach. Die Botschaft zielt in eine ganz andere Richtung: Es gibt keinen einzigen Grund, Gott zu fürchten. Am Ende löst sich selbst für den schlimmsten Verbrecher alles in Wohlgefallen auf. Heute werben Christen so sehr für wohlige Gefühle, dass Themen wie Gottes Heiligkeit, Zorn und Gericht völlig untergehen. Wenn überhaupt noch etwas Schweissausbrüche oder Schlaflosigkeit verursacht, dann die Angst vor dem Verlust von Lebensqualität auf dieser Erde. Sie ist zu unserem eigentlichen Paradies geworden. Entsprechend abschätzig fallen die Kommentare über den Himmel aus. «Meine Schwester ist leider schon beim Herrn», hörte ich neulich jemand sagen. Das tönt fast so, als ob der Himmel einem Abstieg in die unbedeutende Regionalliga gleichkäme. Markus Spieker, Journalist bei der ARD, meint sogar, es sei leichter, das Interesse der Menschen mit einer Abhandlung über Hämorrhoiden zu wecken als mit dem Himmel. Dieser Eindruck täuscht nicht. Die Begegnung mit Gott ist tabu. Ich erlebe es immer wieder, wie selbst hochbetagte oder sterbenskranke Menschen die Ewigkeit völlig ausklammern. 

Begegnung mit Gott

«Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, damit ein jeder empfange, was seinen Taten entspricht, die er zu Lebzeiten getan hat, seien sie gut oder böse», schreibt Paulus (2Korinther 5,10). Der Apostel zählt sich nicht zur Fraktion, die den Verlust von Lebensqualität fürchtet. Vielmehr graut ihm davor, dass die meisten Menschen den Himmel verlieren. Gottesfurcht führt bei ihm nicht dazu, dass er den Menschen Beruhigungspillen verabreicht in der Form von «mach dir keine Sorgen, am Ende sind wir alle happy». Ganz im Gegenteil. «Im Bewusstsein, dass wir den Herrn zu fürchten haben, suchen wir Menschen zu überzeugen», schreibt er weiter. Deshalb kennt er nur eine Botschaft: «Lasst euch versöhnen mit Gott!» Wer durch Jesus Christus Frieden mit Gott gefunden hat, lebt mit Ehrfurcht vor Gott, aber nicht mit Angst vor einer Begegnung mit Gott. Ja, diese Leute können sich sogar auf den Himmel freuen, denn der bedeutet den endgültigen Aufstieg in die Champions League. 

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar