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VERLIERER ALS VORBILDER

«Liebe Brüder und Schwestern, nehmt euch ein Beispiel am Leiden und an der Geduld der Propheten, die im Namen des Herrn gesprochen haben» (Jak 5,10).

Wer sind unsere Vorbilder? Der äthiopische Fischer, der als Christ jeden Tag aufs Neue der Versuchung widersteht, Menschen zu betrügen oder auszurauben, um das dringend benötigte Geld für die Operation seiner kranken Tochter zu bekommen? Die Fabrikarbeiterin in Bangladesch, die ohne Kranken- und Sozialversicherung sowie mit einem unregelmässigen und bescheidenen Einkommen um die Existenz kämpft und dennoch fest auf Gott vertraut? Der chinesische Pastor, der trotz wiederholter Inhaftierung nicht aufhört, von Christus zu erzählen? Die Nordkoreanerin, die in ein Arbeitslager gesteckt wurde und jeglicher beruflichen und familiären Perspektiven beraubt ist, sich jedoch nicht davon abhalten lässt, Jesus zu folgen?

Von Gewinnern und Verlierern

Wenn es um Vorbilder geht, halten wir uns an die Gewinner, die Siegertypen. Von denen lesen wir schliesslich auch in der Bibel. Im Brief an die Hebräer ist die Rede von Gläubigen, die Königreiche besiegten, für Recht und Gerechtigkeit sorgten, Löwen das Maul stopften, mitten im Feuer von den Flammen unberührt blieben, dem tödlichen Schwert entkamen, sich als Helden im Kampf erwiesen, feindliche Heere in die Flucht schlugen … (Hebr 11,33-35). 

Wir sollten uns aber daran erinnern, dass das Leben meist nicht aus Erfolgsgeschichten besteht. Es gibt auch in der Bibel jene, die einen hohen Preis für ihren Glauben an Christus zahlten. Jene “anderen” Gläubigen, die trotz ihres Vertrauens in Gott keine weltliche Anerkennung, Wohlstand oder grosse Siege erlebten. Ganz im Gegenteil: Sie wurden verspottet, ausgepeitscht, ins Gefängnis geworfen, gesteinigt, zersägt oder mit dem Schwert hingerichtet. Sie waren heimatlos, erlitten Not, wurden verfolgt und misshandelt, mussten in der Wüste und in den Bergen, in Höhlen und in Erdlöchern Zuflucht suchen (Hebr 11,35-38). 

Heute kriegt man nicht selten den Eindruck vermittelt, dass das Christsein ein sorgenfreies Leben verspreche. Unser Motto: Mit Jesus bist du weder einsam noch krank und schon gar nicht erfolglos. Mit Jesus gelingt alles! 

Christsein garantiert kein geruhsames Leben

Der letzte Christ, der in der Schweiz wegen seines Glaubens hingerichtet wurde, war Jakob Schmidlin. Am 27. Mai 1747 wurde er bei Luzern erhängt und dann auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Sein Hof wurde dem Erdboden gleichgemacht und an dessen Stelle eine Schandsäule errichtet. Schmidlins Frau, Kinder und Freunde mussten das Land verlassen. Das Verbrechen dieses einfachen Bauern: Zusammen mit Glaubensgeschwistern las er in seinem Haus die Bibel und verbreitete diese in der Region. Das galt den Behörden als Häresie. Schmidlin verlor buchstäblich alles. 2022 produzierte das Schweizer Fernsehen eine eindrückliche Dokumentation über diesen Fall. Am Schluss wird eine Nachfahrin Schmidlins im 6. Grad interviewt, die jetzt in den USA lebt. Mitten im Gespräch fängt sie zu weinen an und sagt: «Es ist doch bemerkenswert, dass da einer für seine Überzeugung gestorben ist. Das geschieht heute nicht mehr.» Und dann erzählt sie, dass Jakob Schmidlins Sohn im Jahr 1825 in einem Brief bedauert, dass seine Kinder nicht mehr die Kirche besuchen. Unfassbar: Deren Grossvater starb für seinen Glauben an Jesus Christus, doch die Enkelkinder wollen mit diesem Glauben nichts mehr zu tun haben! 

In den Erzählungen der Bibel finden wir – nach menschlichem Ermessen – weit mehr Verlierer als Gewinner. Unzählige Gläubige zogen lieber Armut, Verfolgung und sogar den Tod vor, als sich von Gott loszusagen. Selbst in schwierigsten Zeiten hielten sie zu Gott und verstanden, dass Verfolgungen etwas sind, womit alle rechnen müssen, die zu Jesus Christus gehören und entschlossen sind, so zu leben, dass Gott geehrt wird (2Tim 3,10-12). Diese Menschen sollten uns als Vorbilder inspirieren. 

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