«So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib» (1. Korinther 12,20).
An meinen ersten Wäschetag als Junggeselle in London erinnere ich mich noch gut. Weisse Bettlaken schob ich zusammen mit einer giftig grünen Decke in die Maschine und hoffte auf ein sauberes Ergebnis, auf strahlend weisse oder eben kräftig grüne Stoffe. Die Decke hatte zwar von ihrem giftigen Farbton eingebüsst. Aber, o Schreck, alle Bettlaken waren grün wie eine saftige Wiese!
Grenzen akzeptieren
Damals begriff ich: Waschen gehört nicht zu meinen Stärken. Für die Wäsche beauftragte unsere WG deshalb einen jungen Mann aus Haiti. Der hatte es echt drauf und bügelte selbst unsere Hemden stilgerecht! Dafür würgten wir die von ihm zubereiteten Mahlzeiten mit viel Mühe und Not und nur aus purem Anstand runter. Es ging deshalb nicht lange, da wurde er in der Küche von einem Malaysier ersetzt. Der verwöhnte uns mit seinen köstlichen asiatischen Gerichten, die uns nicht selten zum Schwitzen brachten. Wenn ich dann noch einen meiner knackig frischen Salate beisteuerte, ein Produkt, das bald zur Lieblingsbeilage für alle fünf am Tisch vertretenen Nationen wurde, war die Welt in Ordnung! Wir wurden zu einer erfolgreichen WG, als wir die Funktionen den Gaben entsprechend einteilten. Diese Taktik machte das Leben in der WG angenehm. Letztlich setzten wir nur um, was Paulus vor fast 2000 Jahren vorschlug.
Gaben einsetzen
Alle Jesusnachfolger der Welt bilden zusammen den Leib Christi. Dieser Leib funktioniert aber nur dann korrekt, wenn jedes Körperglied seine ihm zugewiesene Aufgabe erfüllt. Es führt zur Katastrophe, wenn ein Fuss plötzlich lieber Hand sein will. Genauso ging es damals nicht gut aus, als ich mich mit dem Waschen abmühte, anstatt mich auf meine Gaben zu konzentrieren. Gaben erkennen, anwenden und die entsprechenden Grenzen akzeptieren, das macht aus den verschiedenen Gliedern einen funktionierenden Körper. Diese eindrückliche Demonstration erleben wir in unseren Kirchen. Jung und Alt, Frau und Mann, Gross und Klein, Christen mit unterschiedlicher Herkunft und Begabung, mit ungleichen Ansichten und oft mit entgegengesetzten Charakteren, setzen sich in den mannigfaltigsten Funktionen ein. Und doch verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: Ihre Gaben zum Bau von Gottes Reich einzusetzen. Keiner kann alles machen. Jeder erfüllt eine ganz bestimmte Aufgabe, die den Körper funktionsfähig macht. Alles in allem sind das viele einzelne Körperglieder, «aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach» (1. Korinther 12,18). Wenn alle Mitarbeiter an dem von Gott geplanten Platz arbeiten, dann ist der Körper gesund und funktionstüchtig.