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IM CHRISTLICHEN GLAUBEN ERZIEHEN

«Denn manche verkennen Gott; euch zur Beschämung sage ich dies» (1 Korinther 15,34).

Theologisch tief verwurzelt und fest gegründet zu sein, braucht Zeit und Geduld. Gottes Wesen, Wirken und Ziele verstehen wir nicht von heute auf morgen durch eine spektakuläre Eingebung von oben, sondern durch das langjährige und gründliche Studium der Bibel. Hier – und nicht in selbstprojizierten Ansichten – zeigt Gott sich uns. Seit ein paar Jahren stelle ich bei unseren Studierenden fest, dass Millennials nicht mit zunehmendem Alter ihre Wurzeln in der biblischen Lehre verlieren, vielmehr haben sie von Anfang an kaum Wurzeln. Zahlreiche Studien zeigen, dass junge Erwachsene, die in christlichen Elternhäusern aufgewachsen sind, nicht einmal die Grundbotschaft des Christentums artikulieren können. Im Gegensatz zu Muslimen gibt es bei Christen bei der Vermittlung von Glaubensinhalten offensichtlich gravierende Mängel.

Biblischer Analphabetismus

Ein Drittel der Studienanfänger eines christlichen Colleges in den USA konnte schon vor 20 Jahren Abraham, die alttestamentlichen Propheten, Christi Tod und Pfingsten nicht in die richtige Reihenfolge bringen. Die Hälfte der Befragten scheiterte bei der zeitlichen Zuordnung Moses in Ägypten, Isaaks Geburt, Sauls Tod und Judas Exil. Ein Drittel konnte Matthäus aus einer Liste von Namen aus dem Neuen Testament nicht als Apostel ermitteln. Ein Drittel war nicht in der Lage, die Apostelgeschichte als die Schrift der Missionsreisen des Paulus zu identifizieren. Die Hälfte wusste nicht, dass die Weihnachtsgeschichte im Matthäusevangelium oder das Passahereignis im Buch Exodus zu finden ist. Dabei kamen die meisten der Befragten aus frommen evangelikalen Elternhäusern! Mit der Überlieferung des Glaubens von Generation zu Generation läuft tatsächlich etwas schief, wenn 50 Prozent der Oberstufenschüler glauben, dass Sodom und Gomorrha verheiratet waren! Wenn junge Christen mit minimalen biblisch-theologischen Kenntnissen ins Erwachsenenleben starten, sind sie den Fragen der Glaubenskritiker nicht gewachsen. 70 bis 80 Prozent von ihnen verabschieden sich deshalb im Altar von etwa 18 Jahren von der Kirche. Nicht nur die Landeskirchen verlieren von Jahr zu Jahr Mitglieder, sondern mittlerweile auch Freikirchen. Säkularisierung der Gesellschaft nennen Soziologen das nüchtern. 

Kindern mutig den Glauben erklären

In unserer Angst, die Kinder mit biblischen Geschichten zu langweilen oder mit kritischen und harten Fragen geistlich zu überfordern, jagen wir sie stattdessen im Kindergottesdienst oder in der Jungschar die Bäume hoch und runter und sorgen dafür, dass sie vor allem gut und seicht unterhalten werden. Katechismus hat dort nichts verloren, denn wir empfinden es als eine Zumutung für unsere kleinen Prinzen und Prinzessinnen, den christlichen Glauben lehrbuchmässig mit klugen Fragen und Antworten zu überliefern. So wird auch in den christlichen Familien kaum mehr gemeinsam die Bibel gelesen und schon gar nicht über schwierige Fragen heiss diskutiert. Das hat auch damit zu tun, dass Eltern mit den – übrigens immer klugen – Fragen ihres Nachwuchses theologisch oft überfordert sind. Kinder hören dann Sätze wie: «Du musst einfach nur glauben!» oder «Du wirst es schon spüren!». Damit helfen wir ihnen nicht, sondern vermitteln höchstens den Eindruck, dass der Glaube eine irrationale Angelegenheit ist. Aber das ist er nicht. Glauben bedeutet nicht ein Sprung ins Ungewisse oder ins Vernunftwidrige. Es gibt viele nachvollziehbare und verifizierbare theologische, philosophische, naturwissenschaftliche und andere Gründe für den Glauben. Wir überfordern Kinder sicher nicht, wenn wir ihnen diese anhand der Bibel altersgerecht erklären, – und dies kann durchaus unterhaltsam und äusserst spannend sein.    

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