Setze alles daran, dich vor Gott als ein bewährter Mitarbeiter zu erweisen, der sich für sein Tun nicht zu schämen braucht und der die Botschaft der Wahrheit unverfälscht weitergibt (2. Tim 2,15).
Kirchliche Mitarbeiter der evangelikalen Szene im Westen waren theologisch noch nie so gut ausgebildet wie heute. Die meisten verfügen über fundiertes, wissenschaftliches theologisches Wissen und nutzen moderne digitale Tools, die ihnen den Zugang zu jahrhundertelanger Bibelforschung erleichtern. Ihr Theologiestudium umfasste zahlreiche Vorlesungen, Fachliteratur und Analysen darüber, wie man die heutige Gesellschaft mit der Botschaft von Jesus Christus erreicht. Einige Studien behaupten sogar, dass wir erst jetzt im 21. Jahrhundert den Schlüssel zum Erfolg gefunden hätten. Eigentlich müsste die Kirche also boomen, da wir überzeugende Argumente für den Glauben und eine exzellente Bibelauslegung bieten. In Wirklichkeit wenden sich jedoch immer mehr Menschen vom christlichen Glauben ab – trotz hervorragend ausgebildeter Kirchenmitarbeiter. Interessanterweise wächst die Kirche dort am stärksten, wo der Glaube noch einfach und kindlich ist. Daher hat die akademische Theologie bei vielen Christen einen schlechten Ruf: Sie scheint den Glauben eher zu hindern als zu fördern.
Kritik an der akademischen Theologie
Leider hat die akademische Theologie in den letzten 200 Jahren, besonders in Deutschland und der Schweiz, in ihrer liberalen und bibelkritischen Ausrichtung das Vertrauen vieler Menschen in die Bibel und damit in Gott vernichtet. Ähnliches geschieht derzeit in postevangelikalen oder progressiven Kreisen, wo fast alles mit angeblicher intellektueller Redlichkeit hinterfragt wird, was Christen seit zweitausend Jahren geglaubt haben. Die Hoffnung, die Kirche durch Anpassung an den Zeitgeist, kritische Reflexion traditioneller Glaubensinhalte und differenzierte Bibelauslegung im Licht moderner bibelkritischer Wissenschaft zu retten, wird sich nicht erfüllen. Die vielen Kirchenaustritte und der Verlust junger Menschen – auch aus entsprechenden Freikirchen – zeigen das deutlich. Ein „moderner und progressiver“ Glaube führt offenbar nicht zu Wachstum. Auch Pastoren, die mehr auf ihre Ausbildung und akademischen Titel setzen als auf die Kraft des Heiligen Geistes, bringen die Kirche nicht weiter.
Die positive Seite der theologischen Ausbildung
Trotzdem hat die akademische Theologie der Kirche viel Gutes gebracht. Seit zweitausend Jahren profitieren Christen von begabten Lehrern, die auf der Grundlage der Bibel überzeugende Antworten auf Fragen und Kritik geben. Namen wie Augustinus, Thomas von Aquin, Luther, Calvin, Edwards, Hodge, Bavinck und viele andere stehen für theologische Präzision und Treue zum überlieferten Wort Gottes. Sie haben den Glauben der Jesusnachfolger gestärkt und vielen Nichtchristen gezeigt, dass man nicht dumm sein muss, um zu glauben, sondern dass Glaube und Verstand keinen Widerspruch darstellen.
Ohne theologische Ausbildung geht es nicht: Die Kirchengeschichte zeigt, dass sektiererische und den Glauben zerstörende Ansichten oft von Menschen verbreitet wurden, die sich nur auf ihre eigenen Gefühle oder eine sehr oberflächliche Bibelauslegung stützten. Theologische Ausbildung ist ein grosser Segen – solange sie nicht zu Überheblichkeit führt und das Vertrauen in Gott und sein unfehlbares Wort erhalten bleibt.