„Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten“ (2. Mose 20,8).
Keiner kennt den menschlichen Körper besser als Gott. Er hat die perfekte Umgebung für ein gesundes und erholsames Leben geschaffen. Die Nacht dient dem erquickenden Schlaf, der siebte Tag der Erholung von der alltäglichen Arbeit. Die alte Frage, ob wir arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten, wird im Gesetz Gottes mit einem gesunden Ausgleich beantwortet. Der Mensch sollte sich nicht zum „Workaholic“ entwickeln, sondern seine Beziehung zu Gott leben dürfen. Ausruhen, Feste feiern, Arbeit liegen lassen, dafür sah Gott genügend Zeit vor. Nicht weniger als sieben verschiedene religiöse Feste feierten die Juden jedes Jahr, viele von ihnen dauerten eine Woche lang. Zum wöchentlichen Sabbattag kam auch noch der Ruhetag bei jedem Neumond und natürlich jedes siebte Jahr, in dem die Feldarbeit brach liegen blieb. Wenn man noch bedenkt, dass die Leviten schon mit Fünfzig in eine Art „Vorruhestand“ versetzt wurden, dann finden wir im Alten Testament fast paradiesische Arbeitsverhältnisse, von denen manch ein Arbeitnehmer heute nur träumen kann! Die Begründung des Sabbatgebots in der Schöpfungsordnung (2. Mose 20,11) setzt die Geschöpfe für alle Zeiten in die rechte Beziehung von Arbeit und Erholung. Der Schöpfer verordnet seinen Geschöpfen (die Arbeitstiere sind miteingeschlossen – Vers 10) eine regelmässige Ruhepause, ohne die das Leben nicht richtig funktionieren kann.
Wie alle Gebote wurde auch dieses mit der Zeit von einer starren jüdischen Gesetzlichkeit pervertiert. Das Gesetz verbietet die Arbeit am siebten Tag (Vers 10). Aber welche Arbeit ist damit gemeint? Gesetzesgelehrte teilten die verbotene Arbeit in 39 verschiedene Kategorien ein, die sie wiederum in fast unzählige Unterkategorien aufteilten. Eine Gattung verbotener Arbeiten war z.B. das Tragen von Lasten. Aber was galt als Last? Die Gelehrten kamen zum Schluss, dass man am Sabbat sehr wohl ein Kind tragen dufte, nicht aber wenn dieses einen Stein in seiner Hand hielt! Lang und breit wurde diskutiert, ob etwa das Schreiben als Arbeit gelte. Als eindeutige Arbeit wurde das Schreiben von mehr als einem Buchstaben definiert. Natürlich war es konsequenterweise verboten, Tinte für mehr als einen Buchstaben zu tragen. Die eigentliche Absicht des Ruhetages verkam zu einem Tag der unzähligen Verbote.
Es ist verständlich, dass Jesus das Sabbatgebot wieder in ein richtiges und gesundes Verhältnis setzen musste. „Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (Mk 2,27). Damit streicht er die ureigentliche Bedeutung des Sabbats neu heraus: er dient der Erholung des Menschen. Vielfach unterstellt man Jesus, er hätte das Sabbatgebot völlig aufgelöst. Das ist aber nicht der Fall. Er hat vielmehr die eigentliche Absicht des Sabbats erklärt. Dass der Mensch einen Tag der Erholung von seiner alltäglichen Arbeit braucht, an dem er auch in besonderer Weise seine Beziehung zu Gott pflegen kann, ist unbestritten. Aber wann dieser Tag gefeiert wird, spielte für die spätere Gemeinde Jesu keine Rolle. In der Gemeinde geschieht der Dienst für Gott sowieso ganzheitlich. Nicht mehr der zehnte Teil oder der siebte Tag, sondern alles gehört Gott. Jeder Tag ist vor Gott gleich viel wert (Gal 4,10; Kol 2,16; Röm 14,5-6). Für die Christen ist deshalb nicht der Sabbat ein Tag zum Feiern, sondern der Tag, an dem Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, und der damit die eigentliche himmlische Ruhe ermöglicht hat (Hebr 4,9-11).